Taxfix-Studie zeigt: Behördendeutsch – ein Problem für alle

Unabhängig von Bildung und Geschlecht (Pressemitteilung zum 22. Mai 2024)

Angebissene Wurst auf einer Gabel

Taxfix-Studie zeigt: Behördendeutsch – ein Problem für alle, unabhängig von Bildung und Geschlecht

Berlin, 22.05.2024: Wer in Deutschland Post von öffentlichen Einrichtungen bekommt, ist meist mit langen Sätzen, komplizierten Wörtern und bürokratischer Fachsprache konfrontiert. Aber wie herausfordernd ist das Behördendeutsch für die Bürger*innen eigentlich wirklich? 

In einer repräsentativen Studie wollte Taxfix, die führende Finanzplattform für digitale Steuererklärungen, in Zusammenarbeit mit den Sprachexperten von WORTLIGA von über 2.000 Personen wissen, wie gut sie Behördendeutsch verstehen – oder eben nicht. Das Ergebnis: Gerade einmal vier Prozent der Befragten sagen, dass sie Behördensprache verständlich finden. Das ist nicht nur frustrierend, sondern kann zu echten Problemen führen. So verstehen 75 Prozent der Befragten nicht, was ein Progressionsvorbehalt ist. Außerdem sagen 23 Prozent, dass sie ihre Steuererklärung nicht machen, weil sie die schwierige Sprache nicht verstehen. 

Schwere Sprache: Drei Viertel fühlen sich überfordert von Amtsdeutsch

Wie groß die Überforderung der Bürger*innen in Deutschland hinsichtlich der undurchsichtigen Behördensprache wirklich ist, verdeutlichen die Studienergebnisse: Denn nur eine*r von fünf Deutschen versteht das amtliche Schreiben beim ersten Mal. Mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) geben an, dass sie Briefe mehrmals lesen müssen. Und fast die Hälfte der befragten Personen muss sich immer von einer anderen Person helfen lassen (47 Prozent). 

Kein Wunder, dass sich drei von vier Deutschen (75 Prozent) von der Sprache der Behörden überfordert fühlen. Überforderung ist dabei aber nur ein Gefühl unter vielen. Das Behördendeutsch wird als „bürokratisch“ (40 %), „schwer verständlich“ (28 %) und „verwirrend“ (26 %) empfunden. Jeder Fünfte (17 Prozent) empfindet es sogar als "undurchsichtig und komplex“.

Amtsdeutsch führt auch zu finanziellen Nachteilen

Fast jede*r Zweite (48 Prozent) hat Probleme, amtliche Schreiben von Behörden zu verstehen und empfindet die Behördensprache als unverständlich (46 Prozent). Dabei sind Staat und Bürger*innen darauf angewiesen, gut miteinander zu kommunizieren und einander zu verstehen. Denn Missverständnisse können zu ernsthaften Problemen führen. 

Jede*r Vierte hatte bereits finanzielle Nachteile durch schwer verständliche Behördensprache. Dabei sind Männer (29 Prozent) häufiger betroffen als Frauen (21 Prozent). Jede*r Dritte hatte finanzielle Einbußen wie Kürzungen oder Strafen und 41 Prozent mussten Mahngebühren bezahlen.

Vor der Amtssprache sind wir alle gleich: ratlos

Interessanterweise zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den soziodemografischen Merkmalen: Es ist egal, woher die Menschen kommen, wie viel sie verdienen, welchen Bildungsstand oder Alter oder Geschlecht sie haben. Damit ist amtliche Sprache für alle eine große Schranke. Sie kann zu mehr Zeitaufwand, Frust bis hin zu finanziellen Nachteilen führen.

Martin Ott, CEO von Taxfix, alarmieren diese Ergebnisse: „Unsere Studie zeigt, dass über drei Viertel der Deutschen sich vom Behördendeutsch überfordert fühlen. Das ist nicht hinnehmbar. Der Staat und seine Einrichtungen müssen komplexe Sachverhalte verständlicher und einfacher kommunizieren. Hier schlägt Taxfix die Brücke, hilft allen Beteiligten und entlastet den Staat, indem der Prozess der Steuererklärung leichter verständlich und inklusiver gestaltet wird. Wir sind überzeugt, leichtere Zugänge und der Abbau von sprachlichen Barrieren stärken das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Behörden."

Forderung nach einer verständlicheren Sprache für alle

Die Kritik am Behördendeutsch ist nicht neu. Doch der Staat tut bisher zu wenig, um daran etwas zu ändern. Das finden zumindest knapp zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent). Dabei hält es die Mehrheit (85 Prozent) der Befragten für wichtig, dass amtliche Schreiben barrierefrei gestaltet sind und eine leichte, allgemein verständliche Sprache verwenden. 

Nachgefragt: Mit diesen 5 Maßnahmen wird Beamtendeutsch verständlicher

Dabei ist es gar nicht so schwer. Die Befragten haben konkrete Ideen, wie Behörden ihren Sprachgebrauch verbessern können:

  • Jede*r Zweite wünscht sich demnach eine verständlichere, alltagsnahe Sprache ohne unnötige Fachbegriffe.

  • Klar formulierte Handlungsaufforderungen, die die nächsten Schritte deutlich machen, wünschen sich 37 Prozent. 

  • Jeder Dritte wünscht sich nutzerfreundliche Formate, die leicht zu lesen und zu verstehen sind. 

  • Ergänzungen durch Beispiele oder grafische Darstellungen zur Veranschaulichung würden 25 Prozent der Befragten befürworten.

  • Jeweils ein knappes Viertel der Studienteilnehmer*innen (24 Prozent) wünscht sich zudem die Bereitstellung von leicht verständlichen Online-Ressourcen und Erklärungen zu häufig vorkommenden Themen. Ebenfalls gefordert wird die Bereitstellung von Unterstützungsdiensten, wie Hotlines oder persönliche Beratungsdienste für Bürger*innen, die zusätzliche Hilfe benötigen. 

„Sprache sollte von einer Barriere zur Brücke werden: Eine verständliche Sprache schafft klare und reibungslose Kommunikation. Das entlastet in Zeiten von Fachkräftemangel Behörden. Neben mehr Bürgernähe bliebe so mehr Zeit für individuelle Fälle“, erläutert Sprachexperte Gidon Wagner von WORTLIGA.

Weitere Infos zur Studie und der Download der vollständigen Studienergebnisse unter: https://taxfix.de/behoerdensprache/

Über die Umfrage:

Für die Studie im Auftrag von Taxfix hat das Marktforschungsunternehmen Qualtrics in Kooperation mit WORTLIGA eine repräsentative Stichprobe von 2.039 Personen ab 18 Jahren in Deutschland im Zeitraum vom 13. Februar bis 14. März 2024 befragt.

Über Taxfix

Die Taxfix Group ist Europas führende Finanzplattform für digitale Steuererklärungen, mit über 5 Millionen eingereichten Steuererklärungen in Deutschland, Italien und Spanien. Die Mission von Taxfix ist es, Menschen dabei zu helfen, ihre Finanzen in die eigene Hand zu nehmen und finanzielle Teilhabe für alle zu ermöglichen. Die Plattform mit ihren Marken Taxfix, Steuerbot und nun auch TaxScouts (aktiv in Großbritannien und Spanien) bietet eine breite Palette an innovativen Steuererklärungslösungen, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorlieben der Nutzer*innen zugeschnitten sind. Vom einfachen digitalen Steuererklärungsservice, bei dem Nutzer*innen durch einen einfachen Frage-und Antwort-Prozess geführt werden bis hin zum Experten-Service, bei dem zertifizierte Steuerberater*innen den gesamten Steuererklärungsprozess übernehmen.

Inzwischen sind mehr als 400 Mitarbeitende, darunter Steuerexpert*innen, Entwickler*innen und IT-Sicherheitsexpert*innen – in Berlin, Stuttgart/Fellbach und Madrid an der Weiterentwicklung des Taxfix-Angebots beteiligt.  Gegründet im Jahr 2016, wird die Taxfix Group von namhaften Investoren wie Index Ventures, Valar Ventures, Creandum, Redalpine und Teachers’ Venture Growth (TVG) unterstützt.