Erika Küspert
Veröffentlicht am: 14.11.2025
Aktualisiert am: 14.11.2025
Lesezeit: 4 Minuten
Was ist ein Freelancer? Definition, rechtlicher Status und Pflichten in Deutschland
Der Begriff Freelancer ist in Deutschland weit verbreitet – besonders in der IT-, Kreativ- und Beratungsbranche.
Doch obwohl der Begriff aus dem Englischen stammt, ist „Freelancer“ kein offizieller Rechtsbegriff im deutschen Steuer- oder Handelsrecht.
Hier erfährst du, was ein Freelancer rechtlich bedeutet, wie er sich vom Freiberufler unterscheidet und welche Pflichten gelten.
Erika Küspert
Veröffentlicht am: 14.11.2025
Aktualisiert am: 14.11.2025
Lesezeit: 4 Minuten
Das Wichtigste in Kürze
- „Freelancer“ ist ein Sammelbegriff für selbstständige Fachkräfte, die projektbezogen für Kund*innen arbeiten.
- Rechtlich kann ein Freelancer Freiberufler*in oder Gewerbetreibende*r sein – entscheidend ist die Tätigkeit.
- Freelancer*innen arbeiten eigenständig, auf Honorarbasis und meist für mehrere Auftraggeber*innen.
- Steuern: Einkommensteuer, ggf. Umsatzsteuer und bei Gewerbe zusätzlich Gewerbesteuer.
- Anmeldung: über das Finanzamt (Freiberufliche) oder das Gewerbeamt (gewerbliche Tätigkeiten).
Was versteht man unter einem Freelancer und wie wird er rechtlich eingeordnet?
Ein Freelancer ist eine selbstständig tätige Person, die zeitlich befristet oder projektbezogen für Unternehmen oder Kund*innen arbeitet – ohne festes Arbeitsverhältnis.
Der Begriff wird häufig synonym mit Freiberufler*in verwendet, meint aber im Alltag oft alle selbstständigen Fachkräfte, die unabhängig arbeiten.
Rechtlich gilt:
„Freelancer“ ist keine gesetzlich geregelte Bezeichnung.
Je nach Tätigkeit wirst du vom Finanzamt als:
- Freiberufler*in (§ 18 EStG) oder
- Gewerbetreibende*r (§ 15 EStG, § 14 GewO) eingestuft.
Die Einordnung entscheidet über deine Pflichten bei Anmeldung, Steuern und Buchführung.
Welche typischen Branchen und Tätigkeiten üben Freelancer aus?
Freelancer*innen arbeiten meist in wissensbasierten, kreativen oder technischen Branchen.
Typische Beispiele sind:
- IT & Tech: Softwareentwicklung, Webdesign, Systemadministration
- Kreativbranche: Grafikdesign, Fotografie, Text, Marketing, Social Media
- Beratung: Unternehmens-, Steuer- oder Personalberatung
- Medizin & Bildung: Ärzt*innen, Coaches, Dozent*innen, Übersetzer**innen
- Journalismus & Medien: Autor*innen, Lektor*innen, Videoproduzent**innen
Viele dieser Tätigkeiten gelten als freiberuflich, andere – etwa Handel oder Produktion – als gewerblich.
Wie unterscheidet sich ein Freelancer von einem Freiberufler?
Der Unterschied liegt in der rechtlichen Einordnung, nicht unbedingt in der Tätigkeit selbst:
Merkmal | Freelancer | Freiberufler*in |
Begriff | umgangssprachlich | gesetzlich definiert (§ 18 EStG) |
Tätigkeit | selbstständig, projektbezogen | geistig, wissenschaftlich, künstlerisch, pädagogisch |
Gewerbeanmeldung | ggf. nötig, wenn gewerblich | nicht erforderlich |
Steuern | Einkommensteuer, ggf. Umsatz- & Gewerbesteuer | Einkommensteuer, ggf. Umsatzsteuer, keine Gewerbesteuer |
Beispiele | IT-Support, Grafik, Copywriting | Ärzt*innen, Journalist*innen, Architekt*innen, Designer**innen |
Kurz gesagt:
Jede*r Freiberufler*in kann Freelancer sein – aber nicht jeder Freelancer ist automatisch Freiberufler*in.
Welche rechtlichen und steuerlichen Pflichten gelten für Freelancer?
Die Pflichten hängen von deiner Tätigkeit und Einordnung ab:
1. Anmeldung
- Freiberufliche Freelancer*innen melden sich direkt beim Finanzamt mit dem Fragebogen zur steuerlichen Erfassung an.
- Gewerbliche Freelancer*innen müssen ihr Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden und erhalten anschließend ihre Steuernummer.
2. Steuerarten
- Einkommensteuer: auf den Gewinn (Einnahmen minus Ausgaben).
- Umsatzsteuer: Pflicht, außer du nutzt die Kleinunternehmerregelung (§ 19 UStG) (Umsatz bis 25.000 € im Vorjahr / 100.000 € im laufenden Jahr ab 2025).
- Gewerbesteuer: nur bei gewerblichen Tätigkeiten (Freibetrag: 24.500 €).
3. Buchführung
Freelancer*innen dürfen meist eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) führen, solange sie unter 600.000 € Umsatz oder 60.000 € Gewinn liegen (§ 141 AO).
Welche Vor- und Nachteile hat die Arbeit als Freelancer?
Vorteile | Nachteile |
hohe Flexibilität und Selbstbestimmung | kein geregeltes Einkommen |
freie Kunden- und Projektwahl | schwankende Auftragslage |
Arbeiten von überall | Risiko der Scheinselbstständigkeit |
steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten | Eigenverantwortung bei Versicherung und Altersvorsorge |
gute Verdienstchancen bei Spezialwissen | kein Kündigungsschutz oder Urlaubsanspruch |
Tipp
Plane Rücklagen und sichere dich durch eine Berufshaftpflicht- und Krankenversicherung ab – besonders wichtig für Solo-Selbstständige.
Wie läuft die Anmeldung und Registrierung als Freelancer in Deutschland ab?
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Tätigkeit definieren: Kläre, ob sie freiberuflich oder gewerblich ist.
- Anmeldung:
- Freiberuflich → direkt beim Finanzamt.
- Gewerblich → beim Gewerbeamt deiner Stadt oder Gemeinde.
- Freiberuflich → direkt beim Finanzamt.
- Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen (über ELSTER).
- Steuernummer erhalten und Rechnungen ausstellen.
- Optional: Kleinunternehmerregelung beantragen.
Wichtig
Bei gewerblichen Tätigkeiten wirst du automatisch Mitglied der IHK oder HWK.
Freiberufler*innen dagegen gehören oft zu Kammern wie der Ärztekammer, Architektenkammer oder Rechtsanwaltskammer.
FAQ zum Thema Freelancer
Das hängt von der Tätigkeit ab.
Freiberufliche Freelancer*innen (z. B. Designer*innen, Journalist*innen, IT-Berater*innen) melden sich nur beim Finanzamt an.
Gewerbliche Freelancer*innen (z. B. Webshop-Betreibende, Handwerker*innen) müssen zusätzlich ein Gewerbe anmelden.
Freelancer*innen zahlen:
- Einkommensteuer (auf den Gewinn),
- Umsatzsteuer, sofern keine Kleinunternehmerregelung greift,
- Gewerbesteuer, wenn sie gewerblich tätig sind.
Freiberufliche Freelancer*innen sind von der Gewerbesteuer befreit.
Ja – und das ist sogar empfehlenswert.
Wer nur für einen Auftraggeber tätig ist, riskiert den Verdacht auf Scheinselbstständigkeit.
Mehrere Kunden reduzieren dieses Risiko und erhöhen deine finanzielle Sicherheit.
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