Erika Küspert
Veröffentlicht am: 20.10.2025
Aktualisiert am: 20.10.2025
Lesezeit: 3 Minuten
Pflichtenheft: Was ist es und wofür braucht man das?
Ein Pflichtenheft ist ein zentrales Dokument in jedem technischen oder organisatorischen Projekt. Es beschreibt, wie die Anforderungen aus dem Lastenheft konkret umgesetzt werden sollen. In diesem Leitfaden erfährst du, was ein Pflichtenheft ist, wer es erstellt, welche Normen gelten und wie es rechtlich wirkt.
Erika Küspert
Veröffentlicht am: 20.10.2025
Aktualisiert am: 20.10.2025
Lesezeit: 3 Minuten
Das Wichtigste in Kürze
- Das Pflichtenheft beschreibt die konkrete Umsetzung der Anforderungen aus dem Lastenheft.
- Es wird vom Auftragnehmer erstellt, während das Lastenheft meist vom Auftraggeber stammt.
- Es dient als verbindliche Grundlage für die Projektumsetzung, Qualitätssicherung und Abnahme.
- Wichtige Normen: DIN 69905, V-Modell XT, DIN ISO/IEC/IEEE 29148 (System- und Softwareanforderungen).
- Ein Pflichtenheft umfasst typischerweise Ziele, Funktionen, Schnittstellen, Tests und Abnahmekriterien.
Was ist ein Pflichtenheft und wozu dient es?
Ein Pflichtenheft ist ein technisches und organisatorisches Dokument, das beschreibt, wie die im Lastenheft definierten Anforderungen umgesetzt werden.
Es dient als Planungs- und Steuerungsinstrument zwischen Auftraggeberin und Auftragnehmerin.
Zweck des Pflichtenhefts:
- Konkretisierung der technischen Umsetzung
- Grundlage für Zeit- und Kostenplanung
- Sicherstellung der Nachvollziehbarkeit von Anforderungen
- Vertragsbestandteil bei Projektbeauftragungen
Beispiel:
Im Lastenheft steht „Das System soll Kundendaten verwalten können“.
Im Pflichtenheft wird daraus: „Das System bietet ein webbasiertes Interface mit SQL-Datenbank, Zugriff über HTTPS und Rechteverwaltung.“
Welche Unterschiede bestehen zwischen Lastenheft und Pflichtenheft?
Das Lastenheft beschreibt was der Auftraggeber möchte,
das Pflichtenheft beschreibt wie der Auftragnehmer es umsetzt.
Merkmal | Lastenheft | Pflichtenheft |
Verfasser*in | Auftraggeber*in | Auftragnehmer*in |
Fokus | Anforderungen und Ziele | Umsetzung und Lösung |
Inhalt | „Was soll erreicht werden?“ | „Wie wird es erreicht?“ |
Zeitpunkt | Projektstart | Nach Angebotsphase |
Zweck | Grundlage für Angebot | Grundlage für Umsetzung & Abnahme |
Beide Dokumente zusammen bilden die technische und rechtliche Basis eines Projekts.
Für wen wird das Pflichtenheft erstellt – von Auftragnehmerin oder Auftraggeberin?
Das Pflichtenheft wird vom Auftragnehmer bzw. der Auftragnehmerin erstellt – also von der Partei, die das Projekt technisch umsetzt.
Es basiert auf dem Lastenheft des Auftraggebers, der darin seine Wünsche, Ziele und Anforderungen festgelegt hat.
Der Auftraggeber prüft und genehmigt das Pflichtenheft, bevor das Projekt startet.
Erst mit dieser Freigabe wird das Dokument verbindlich und kann als Vertragsgrundlage dienen.
Welche formale und rechtliche Bedeutung besitzt ein Pflichtenheft?
Ein Pflichtenheft hat vertragliche und rechtliche Relevanz.
Wird es vom Auftraggeber freigegeben, gilt es als Teil des Vertrags und ist für beide Seiten verbindlich (§ 631 BGB, Werkvertrag).
Rechtliche Funktionen:
- Grundlage für die Projektabnahme
- Beweisgrundlage bei Leistungsabweichungen oder Mängeln
- Dokumentation der Verantwortlichkeiten
- Maßstab für Qualitätssicherung und Nachbesserungen
Tipp:
Veränderungen am Pflichtenheft sollten stets dokumentiert und von beiden Seiten freigegeben werden (Änderungsmanagement)
Welche Normen und Richtlinien gelten für die Erstellung von Pflichtenheften?
Für Pflichtenhefte gibt es verschiedene Normen, Standards und Methoden, die je nach Branche angewendet werden:
Norm / Standard | Beschreibung | Anwendungsbereich |
DIN 69905 | Definitionen zu Projektmanagement-Begriffen (inkl. Pflichtenheft) | Allgemeines Projektmanagement |
V-Modell XT | Deutscher Standard für System- und Softwareentwicklung | Öffentliche IT-Projekte |
DIN ISO/IEC/IEEE 29148:2018 | Internationale Norm für Anforderungsmanagement | Software, Systeme, Technik |
ISO 9001 | Qualitätsmanagementsysteme – fordert dokumentierte Anforderungen | Alle Branchen |
Die Einhaltung dieser Normen hilft, Pflichtenhefte strukturiert, nachvollziehbar und prüfbar zu gestalten.
Wie ist ein Pflichtenheft typischerweise aufgebaut
Ein Pflichtenheft folgt meist einer klaren, normierten Struktur.
Je nach Branche und Projektumfang kann es angepasst werden.
Typischer Aufbau eines Pflichtenhefts:
- Einleitung und Zielsetzung
- Projektziele, Hintergründe, Abgrenzungen
- Projektziele, Hintergründe, Abgrenzungen
- Ist-Zustand / Ausgangssituation
- Bestehende Systeme, Prozesse, Rahmenbedingungen
- Bestehende Systeme, Prozesse, Rahmenbedingungen
- Soll-Konzept / Lösungsansatz
- Technische Umsetzung der Anforderungen
- Softwarearchitektur, Schnittstellen, Datenmodelle
- Technische Umsetzung der Anforderungen
- Funktionale Anforderungen
- Detaillierte Beschreibung der Funktionen, Prozesse, Workflows
- Detaillierte Beschreibung der Funktionen, Prozesse, Workflows
- Nicht-funktionale Anforderungen
- Performance, Sicherheit, Skalierbarkeit, Usability
- Performance, Sicherheit, Skalierbarkeit, Usability
- Schnittstellen & Abhängigkeiten
- Verbindungen zu anderen Systemen oder Modulen
- Verbindungen zu anderen Systemen oder Modulen
- Test- und Abnahmekriterien
- Kriterien, nach denen das Projekt überprüft und abgenommen wird
- Kriterien, nach denen das Projekt überprüft und abgenommen wird
- Dokumentations- und Änderungsprozess
- Verfahren zur Aktualisierung, Änderungsmanagement
- Verfahren zur Aktualisierung, Änderungsmanagement
FAQ zum Pflichtenheft
Das Pflichtenheft dient als zentrale Grundlage für die Projektabnahme.
Es legt die Leistungspflichten des Auftragnehmers fest und dient als Referenz für Qualität, Funktionalität und Vollständigkeit.
Bei Abweichungen kann es als Nachweis dienen, ob das Projekt korrekt umgesetzt wurde.
Pflichtenhefte werden vor allem in IT-, Software-, Maschinenbau-, Bau- und Industrieprojekten eingesetzt.
Auch in öffentlichen Ausschreibungen oder Forschungsprojekten sind sie Pflichtbestandteil.
Überall dort, wo komplexe Anforderungen umgesetzt werden müssen, ist ein Pflichtenheft sinnvoll.
Änderungen sollten über ein formales Änderungsmanagement erfolgen:
- Änderungsantrag dokumentieren
- Bewertung von Aufwand & Auswirkungen
- Zustimmung beider Parteien
- Versionierung und Archivierung der Dokumente
Damit bleibt das Pflichtenheft nachvollziehbar und rechtssicher über den gesamten Projektverlauf.
Disclaimer
Wir machen keine Steuerberatung. Wir ersetzen keine*n zertifizierte*n Steuerberater*in. Alle Angaben ohne Gewähr. Mehr Infos dazu findest du in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen.