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Pflichtenheft: Was ist es und wofür braucht man das?

Ein Pflichtenheft ist ein zentrales Dokument in jedem technischen oder organisatorischen Projekt. Es beschreibt, wie die Anforderungen aus dem Lastenheft konkret umgesetzt werden sollen. In diesem Leitfaden erfährst du, was ein Pflichtenheft ist, wer es erstellt, welche Normen gelten und wie es rechtlich wirkt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Pflichtenheft beschreibt die konkrete Umsetzung der Anforderungen aus dem Lastenheft.

  • Es wird vom Auftragnehmer erstellt, während das Lastenheft meist vom Auftraggeber stammt.

  • Es dient als verbindliche Grundlage für die Projektumsetzung, Qualitätssicherung und Abnahme.

  • Wichtige Normen: DIN 69905, V-Modell XT, DIN ISO/IEC/IEEE 29148 (System- und Softwareanforderungen).

  • Ein Pflichtenheft umfasst typischerweise Ziele, Funktionen, Schnittstellen, Tests und Abnahmekriterien.

Was ist ein Pflichtenheft und wozu dient es?

Ein Pflichtenheft ist ein technisches und organisatorisches Dokument, das beschreibt, wie die im Lastenheft definierten Anforderungen umgesetzt werden.
Es dient als Planungs- und Steuerungsinstrument zwischen Auftraggeberin und Auftragnehmerin.

Zweck des Pflichtenhefts:

  • Konkretisierung der technischen Umsetzung

  • Grundlage für Zeit- und Kostenplanung

  • Sicherstellung der Nachvollziehbarkeit von Anforderungen

  • Vertragsbestandteil bei Projektbeauftragungen

Beispiel:
Im Lastenheft steht „Das System soll Kundendaten verwalten können“.
Im Pflichtenheft wird daraus: „Das System bietet ein webbasiertes Interface mit SQL-Datenbank, Zugriff über HTTPS und Rechteverwaltung.“

Welche Unterschiede bestehen zwischen Lastenheft und Pflichtenheft?

Das Lastenheft beschreibt was der Auftraggeber möchte,
das Pflichtenheft beschreibt wie der Auftragnehmer es umsetzt.

Merkmal

Lastenheft

Pflichtenheft

Verfasser*in

Auftraggeber*in

Auftragnehmer*in

Fokus

Anforderungen und Ziele

Umsetzung und Lösung

Inhalt

„Was soll erreicht werden?“

„Wie wird es erreicht?“

Zeitpunkt

Projektstart

Nach Angebotsphase

Zweck

Grundlage für Angebot

Grundlage für Umsetzung & Abnahme

Beide Dokumente zusammen bilden die technische und rechtliche Basis eines Projekts.

Für wen wird das Pflichtenheft erstellt – von Auftragnehmerin oder Auftraggeberin?

Das Pflichtenheft wird vom Auftragnehmer bzw. der Auftragnehmerin erstellt – also von der Partei, die das Projekt technisch umsetzt.
Es basiert auf dem Lastenheft des Auftraggebers, der darin seine Wünsche, Ziele und Anforderungen festgelegt hat.

Der Auftraggeber prüft und genehmigt das Pflichtenheft, bevor das Projekt startet.
Erst mit dieser Freigabe wird das Dokument verbindlich und kann als Vertragsgrundlage dienen.

Welche formale und rechtliche Bedeutung besitzt ein Pflichtenheft?

Ein Pflichtenheft hat vertragliche und rechtliche Relevanz.
Wird es vom Auftraggeber freigegeben, gilt es als Teil des Vertrags und ist für beide Seiten verbindlich (§ 631 BGB, Werkvertrag).

Rechtliche Funktionen:

  • Grundlage für die Projektabnahme

  • Beweisgrundlage bei Leistungsabweichungen oder Mängeln

  • Dokumentation der Verantwortlichkeiten

  • Maßstab für Qualitätssicherung und Nachbesserungen

Tipp:
Veränderungen am Pflichtenheft sollten stets dokumentiert und von beiden Seiten freigegeben werden (Änderungsmanagement)

Welche Normen und Richtlinien gelten für die Erstellung von Pflichtenheften?

Für Pflichtenhefte gibt es verschiedene Normen, Standards und Methoden, die je nach Branche angewendet werden:

Norm / Standard

Beschreibung

Anwendungsbereich

DIN 69905

Definitionen zu Projektmanagement-Begriffen (inkl. Pflichtenheft)

Allgemeines Projektmanagement

V-Modell XT

Deutscher Standard für System- und Softwareentwicklung

Öffentliche IT-Projekte

DIN ISO/IEC/IEEE 29148:2018

Internationale Norm für Anforderungsmanagement

Software, Systeme, Technik

ISO 9001

Qualitätsmanagementsysteme – fordert dokumentierte Anforderungen

Alle Branchen

Die Einhaltung dieser Normen hilft, Pflichtenhefte strukturiert, nachvollziehbar und prüfbar zu gestalten.

Wie ist ein Pflichtenheft typischerweise aufgebaut

Ein Pflichtenheft folgt meist einer klaren, normierten Struktur.
Je nach Branche und Projektumfang kann es angepasst werden.

Typischer Aufbau eines Pflichtenhefts:

  1. Einleitung und Zielsetzung

    • Projektziele, Hintergründe, Abgrenzungen

  2. Ist-Zustand / Ausgangssituation

    • Bestehende Systeme, Prozesse, Rahmenbedingungen

  3. Soll-Konzept / Lösungsansatz

    • Technische Umsetzung der Anforderungen

    • Softwarearchitektur, Schnittstellen, Datenmodelle

  4. Funktionale Anforderungen

    • Detaillierte Beschreibung der Funktionen, Prozesse, Workflows

  5. Nicht-funktionale Anforderungen

    • Performance, Sicherheit, Skalierbarkeit, Usability

  6. Schnittstellen & Abhängigkeiten

    • Verbindungen zu anderen Systemen oder Modulen

  7. Test- und Abnahmekriterien

    • Kriterien, nach denen das Projekt überprüft und abgenommen wird

  8. Dokumentations- und Änderungsprozess

    • Verfahren zur Aktualisierung, Änderungsmanagement

FAQ zum Pflichtenheft

Das Pflichtenheft dient als zentrale Grundlage für die Projektabnahme.
Es legt die Leistungspflichten des Auftragnehmers fest und dient als Referenz für Qualität, Funktionalität und Vollständigkeit.
Bei Abweichungen kann es als Nachweis dienen, ob das Projekt korrekt umgesetzt wurde.


Pflichtenhefte werden vor allem in IT-, Software-, Maschinenbau-, Bau- und Industrieprojekten eingesetzt.
Auch in öffentlichen Ausschreibungen oder Forschungsprojekten sind sie Pflichtbestandteil.
Überall dort, wo komplexe Anforderungen umgesetzt werden müssen, ist ein Pflichtenheft sinnvoll.

Änderungen sollten über ein formales Änderungsmanagement erfolgen:

  • Änderungsantrag dokumentieren

  • Bewertung von Aufwand & Auswirkungen

  • Zustimmung beider Parteien

  • Versionierung und Archivierung der Dokumente

Damit bleibt das Pflichtenheft nachvollziehbar und rechtssicher über den gesamten Projektverlauf.

Disclaimer

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