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Wann verjährt eine Rechnung? Fristen, Ausnahmen und rechtliche Folgen

Wenn eine Rechnung über längere Zeit unbezahlt bleibt, stellt sich irgendwann die Frage: Verjährt sie – und wenn ja, wann genau?
Die Verjährung bedeutet, dass der Gläubiger seine Forderung nicht mehr gerichtlich durchsetzen kann, auch wenn sie ursprünglich berechtigt war.
Hier erfährst du, wann eine Rechnung verjährt, welche Fristen gelten und wie du die Verjährung verhindern kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die regelmäßige Verjährungsfrist für Rechnungen beträgt 3 Jahre ( § 195 BGB ).

  • Die Frist beginnt am Ende des Jahres, in dem die Forderung entstanden ist ( § 199 BGB ).

  • Mahnung oder Zahlungserinnerung verlängern die Frist nicht automatisch.

  • Eine Verjährung kann durch gerichtliche Maßnahmen (z. B. Mahnbescheid) unterbrochen werden.

  • Nach Eintritt der Verjährung ist die Forderung rechtlich nicht mehr einklagbar, bleibt aber moralisch bestehen.

Was ist mit der Verjährung einer Rechnung gemeint – wer oder was verjährt?

Wenn eine Rechnung „verjährt“, bedeutet das nicht, dass sie verschwindet – sondern dass der Anspruch auf Zahlung rechtlich nicht mehr durchsetzbar ist.
Das heißt: Du darfst die Forderung zwar weiterhin stellen, aber der Schuldner kann die Zahlung rechtmäßig verweigern ( § 214 Abs. 1 BGB ).

Ab wann gilt die Pflicht zum Empfang von E-Rechnungen?

Die Pflicht, E-Rechnungen empfangen und verarbeiten zu können, gilt ab dem 1. Januar 2025.
Das bedeutet:
Du musst technisch in der Lage sein, E-Rechnungen im Format XRechnung oder ZUGFeRD zu empfangen und in dein Buchhaltungssystem zu importieren.

Beispiel

Eine Rechnung aus 2021 ist bis Ende 2024 noch einklagbar.
Ab 1. Januar 2025 gilt sie als verjährt, wenn keine verjährungshemmende Maßnahme ergriffen wurde.

Wie lange ist die reguläre Verjährungsfrist für Rechnungen?

Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt nach § 195 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) 3 Jahre.
Sie gilt für:

  • Rechnungen aus Kaufverträgen oder Dienstleistungen,

  • Honorare von Freiberufler*innen,

  • Mietforderungen,

  • und private Forderungen.

Beispiel

Eine Rechnung mit Leistungsdatum 10. Juni 2022 verjährt am 31. Dezember 2025.

Ab wann beginnt die Verjährungsfrist zu laufen?

Die Verjährungsfrist beginnt nicht sofort mit dem Rechnungsdatum, sondern am Ende des Jahres, in dem:

  1. die Leistung erbracht wurde,

  2. die Rechnung fällig war, und

  3. der Gläubiger von der Forderung Kenntnis hatte (§ 199 Abs. 1 BGB).

Beispiel:

  • Leistung erbracht: 15. August 2022

  • Rechnung gestellt: 20. August 2022

  • Verjährungsbeginn: 31. Dezember 2022

  • Verjährungsende: 31. Dezember 2025

Tipp

Bewahre deine Rechnungen mindestens 10 Jahre auf – auch über die Verjährungsfrist hinaus (steuerliche Aufbewahrungspflicht).

Welche Besonderheiten und Ausnahmen gibt es bei der Verjährungsfrist?

Neben der dreijährigen Regelverjährung gibt es längere oder kürzere Fristen, abhängig von der Art der Forderung:

Art der Forderung

Verjährungsfrist

Beispiel

Regelverjährung (§ 195 BGB)

3 Jahre

Handwerkerrechnung, Dienstleistung

Kaufpreisforderung im B2B

3 Jahre

Warenlieferung an Unternehmen

Miet- & Nebenkostenforderungen

3 Jahre

Nachforderung Vermieter

Werklohnansprüche nach Abnahme

3 Jahre

Bauleistungen

Gewährleistungsansprüche (Bau)

5 Jahre (§ 634a BGB)

Mängel bei Bauleistungen

Titel (gerichtliche Entscheidung)

30 Jahre (§ 197 BGB)

Mahnbescheid oder Urteil

Wichtig

Wird eine Forderung durch einen Mahnbescheid oder ein Urteil tituliert, gilt sie 30 Jahre lang – sie verjährt also nicht nach 3 Jahren.

Wie lässt sich die Verjährung rechtzeitig unterbrechen oder hemmen?

Die Verjährung kann gehemmt (unterbrochen) werden, wenn rechtliche Schritte eingeleitet oder Verhandlungen aufgenommen werden.
Während der Hemmung läuft die Frist nicht weiter.

Maßnahmen, die die Verjährung hemmen (§ 204 BGB):

  • Einreichung eines Mahnbescheids beim Amtsgericht

  • Klageerhebung oder Vollstreckung

  • Verhandlungen zwischen Gläubiger und Schuldner (solange sie andauern)

  • Anerkennung der Schuld durch den Schuldner (z. B. Teilzahlung oder Ratenvereinbarung)

Beispiel

Du reichst im Dezember 2024 einen Mahnbescheid ein → die Verjährung ist gestoppt, bis das Verfahren beendet ist.

Welche Konsequenzen ergeben sich, wenn eine Rechnung verjährt ist?

Nach Eintritt der Verjährung darf der Schuldner die Zahlung verweigern (§ 214 BGB).
Deine Forderung besteht zwar weiterhin, ist aber nicht mehr einklagbar.

Folgen im Überblick:

  • Zahlung kann nur freiwillig erfolgen

  • Keine gerichtliche Durchsetzung mehr möglich

  • Verjährte Forderung darf nicht mehr in der Bilanz als aktiv geführt werden

  • Bei Forderungseinzug trotz Verjährung droht Rückzahlungspflicht

Tipp

Behalte Fristen systematisch im Blick – am besten mit Buchhaltungssoftware oder automatischen Mahnläufen.

FAQ: Häufige Fragen zur Verjährung von Rechnungen

Die Frist beginnt nicht mit dem Rechnungsdatum, sondern am Ende des Kalenderjahres, in dem die Leistung erbracht wurde und die Forderung fällig war (§ 199 BGB).
Beispiel: Rechnung von Juli 2022 → Verjährung ab 31.12.2022 → Ablauf am 31.12.2025.


Nein.
Eine Mahnung oder Zahlungserinnerung allein hemmt die Verjährung nicht.
Nur gerichtliche Schritte (z. B. Mahnbescheid, Klage) oder Anerkennung durch den Schuldner unterbrechen die Frist.

Der Schuldner kann freiwillig zahlen, auch wenn die Rechnung verjährt ist (§ 214 Abs. 2 BGB).
Eine Klage ist jedoch nicht mehr durchsetzbar – das Gericht weist sie wegen Verjährung ab, wenn sich der Schuldner darauf beruft.

Disclaimer

Wir machen keine Steuerberatung. Wir ersetzen keine*n zertifizierte*n Steuerberater*in. Alle Angaben ohne Gewähr. Mehr Infos dazu findest du in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

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